Ro 80 kontra Citroën DS 21 - Der Hobby Super-Test - Reisebericht
Wer kennt sie nicht, die bekannten Tests der Hobby-Redaktion? Berühmt berüchtigt ist Afrika-Fahrt 1968 mit dem damals neu erschienenen NSU Ro 80 und einem Citroën DS 21, dessen Grundkonzeption zu dem Zeitpunkt bereits über ein Jahrzehnt alt war. Die Fahrt führte nach Marokko und verlangte beiden Fahrzeugen alles ab, von Hochgeschwindigkeitsfahrten in der Sahara über Kurvenfahrten im Atlasgebirge bis hin zum Endtest in Monza.
Die 10.000 Kilometer Teststrecke soll in 14 Tagen geschafft sein, inclusive aller Sonderprüfungen. Zum Kennenlernen der Testkandidaten bleibt nicht viel Zeit. So geht die erste Fahrt mit hohem Tempo Richtung Spanien. Trotz Regen und Sturm jagen die Fahrer dem Ziel entgegen. Ihre Fahrzeuge: ein Citroën DS 21 Pallas und ein NSU Ro 80. Erste Verbrauchsmessungen ergeben einen leichten Vorsprung für die DS, 9,1 Liter pro 100km. Der NSU genehmigt sich 11.9l. Schon bei den ersten Kilometern stellt sich heraus, das bei der DS 21 etwas nicht stimmt, der Motor gibt seine volle Leistung nicht ab, die Höchstgeschwindigkeit wird nicht erreicht.
Plötzlich, bei einer Vollgasfahrt Richtung Gibraltar, meldet sich der Fahrer des Citroën mit Lichthupe. Die Bremse zieht nicht mehr. Eine Kontrolle der Bremsen und der Hydraulik ergibt nichts Ungewöhnliches, bis einer der Tester auf die Idee kommt, die Fußmatte unter dem Bremsknopf herauszuziehen. Schon funktioniert das Bremssystem der DS... Um den erstaunlich geringen Wendekreise der beiden Wagen zu demonstrieren, wurde der Patron einer Stierkampfarena beschwatzt, der die Autos in der Arena ihre Runden ziehen ließ.
Auf der Fähre nach Marokko werden die Fahrzeuge einer sorgfältigen Überprüfung unterzogen. Qualitätsmäßig liegt bei beiden Wagen einiges im Argen, so erscheinen beim Citroën die ersten Rostflecken, beim NSU brechen einige Handgriffe ab.
Von Tanger bis Casablanca wird auf den gut ausgebauten Straßen die Vollgasfestigkeit geprüft. Der geringe Verkehr in Marokko ermöglicht dieses Schnellfahren, ohne das Menschenleben gefährdet werden. Die DS 21 erreicht immer noch nicht ihre Höchstgeschwindigkeit. Als nächstes Etappenziel winkt Marakesch, die bunte Stadt am Fuße des Atlas. Eben noch in der Hitze der Wüste, auf dem Gipfel winterliches Wetter. Ideale Testbedingungen für die Fahrer. Bieten doch die kurvigen Pässe ein passendes Testgelände für die Kurventauglichkeit beider Autos. Hier liegt der NSU mit seiner Agilität klar vorne, der Wankelmotor ist der spritzigere. Bei der Rückkehr nach Marakesch versanstalten die "Fantasia-Reiter" eine verwegene Privatjagd mit den beiden Hobby-Testwagen.
Auf der Strecke von Quarzazazte nach Erfoud, parallel zum Atlasgebirge, wird wieder ein Hochgeschwindigkeitstest durchgeführt. Nach 3maligem Hin und Her erreichen die Testfahrer einen Schnitt von über 150 Stundenkilometern, die der RO 80 allerdings mit einem Benzinverbrauch quittiert, der 20% über dem des DS 21 liegt. Weiter geht's durch die Wüste. Auf den welligen Pisten spielt der Citroën seine Vorteile aus. Die Federung schluckt Vieles, kommt aber bei argen Schlaglöchern an ihre Grenzen. Die Besatzung des NSU hat auf diesen Waschbrettstraßen nichts zu lachen.
Bei einem Ausflug in den Wadi von Oudziz fahren sich beide Fahrzeuge im Sand fest. Durch das Hochpumpen kann sich der Citroën auf festen Untergrund retten, der NSU steckt hoffnungslos fest. Mit Hilfe einiger Berberjungen kommt dann auch der RO 80 endlich wieder frei.
Bei der Fahrt durch den Hohen Atlas spielt der Citroën eine weitere Stärke aus, sein Licht. Die idealen, bei jedem Radeinschlag mitschwenkenden Hallogen-Scheinwerfern des Fernlichts sind so wirkungsvoll, daß man sich fragt, warum eigentlich nicht schon längst jemand auf diese Idee gekommen ist. Allerdings wird der krasse Unterschied zwischen Abblend- und Fernlicht bemängelt.
In Fés erwartet die Testfahrer eine ganz besondere Überraschung. Der Oberbürgermeister und zugleich der marokkanische Industrieminister lädt die Fahrer zum Tee in sein Haus ein. Beim Tee kommt dem Minister die Idee, daß König Hassan, der zufällig in Fés verweilt, persönlich an der Testfahrt teilnehmen soll! Nach mehreren Telefonaten startet die Testkolonne, um den König von Marokko zu treffen. Dieser läßt sich die beiden Autos erklären, setzt sich hinters Lenkrad und schon geht die Fahrt los. Am Ende verabschiedet sich der König mit den besten Wünschen und der Tag klingt mit einem Gala-Souper aus.
Da die Fähre in Tanger wartet, wird die letzte Etappe in Höchstgeschwindigkeit zurückgelegt. Da die Zeit knapp wird, fahren die Tester auch Nachts. Die Liegesitzqualität der DS-Sitze wird in den höchsten Tönen gelobt.
Wieder in Europa, wird auf der Strecke entlang der Cote d'Azur ein Verbrauchstest durchgeführt. Erlaubt ist alles, was Benzin sparen kann. Der Citroën verbraucht auf dieser Fahrt durchschnittlich sage und schreibe 7,9 Liter, der Wankel 9,8 Liter.
Beim Wedeltest auf der Teststrecke in Monza dominiert der NSU. Diese Testreihe wurde mit gemischten Gefühlen gefahren, waren doch die Vorderreifen des Citroën an den Außenschultern sehr mitgenommen. Der Bremsentest kann die DS für sich entscheiden, doch auch der Ro 80 hat hervorragende Bremsen.
Der Endspurt führt über die Alpen Richtung Stuttgart. Am Ziel werden die Kandidaten einem allerletzten Test unterzogen. Auf den Prüfständen der DEKRA und des Boschdienstes müssen die beiden Fahrzeuge zeigen, wie sie die Testkilometer überstanden haben.
Beim Demontieren des DS21-Motors stellt sich heraus, daß die Zylinder 1 und 2 nicht voll mitarbeiteten. Das erklärt auch die miserable Leistungsentfaltung des Motors. Der Wankelmotor zeigte widererwarten kaum Verschleißanzeichen.
Am Ende liegt der neue NSU Ro 80 mit seiner moderneren Konzeption knapp vor dem Citroën DS 21. Der Citroën spielt seine Stärken im Komfort aus, ist er doch der ideale Reisewagen. Der Ro 80 führt mit seinem Kreiskolbenmotor die Fahrleistungswertung an und liegt auch in anderen Wertungen leicht vorne.
Testauswertung auf der nachfolgenden Seite...